In der Erwachsenenpsychotherapie bieten wir den verhaltenstherapeutischen Ansatz an. Dieser zeichnet sich dadurch aus, dass problematische Verhaltensmuster im Zusammenhang mit Symptomen und Beschwerden auf ihren Zusammenhang mit Denk- und Wahrnehmungsmustern und auch auf ihre emotionale Bedeutung hin untersucht werden. Es wird geprüft, welche Ansätze und Ressourcen für Veränderungen zur Verfügung stehen. In einem Prozess von „Versuch und Irrtum“ werden die Möglichkeiten ausgelotet, bis gangbare Strategien für Veränderungen gefunden und weiterentwickelt werden können. Dazu wird mit gedanklichen Experimenten und praktischen Übungen gearbeitet, häufig werden auch Hausaufgaben gegeben, damit therapeutische Inhalte auch zwischen den einzelnen Sitzungen weiterverfolgt werden können.
Tiefer sitzende Erfahrungen, die zum Beispiel ihren Ursprung in der Kindheit und / oder Jugend haben, oder schwere Belastungen aus dem Erwachsenenalter werden dann im weiteren Verlauf einer Traumatherapie über spezifische Techniken aufgegriffen und weiterbearbeitet. Hierzu kommen imaginative Verfahren wie TRIMB oder Verarbeitungstechniken wie EMDR und IRRT zum Einsatz.
Parallel zu der Arbeit an Problemen und Symptomen wird gezielt am Aufbau von Ressourcen und am Selbstwirksamkeitsempfinden sowie an der Stabilisierung der äußeren Lebenssituation gearbeitet.
Psychotherapie im Einzelsetting
Eine Einzel-Psychotherapie kann aus verschiedenen Gründen indiziert sein. Dazu gehören zum Beispiel:
- Fehlende Belastbarkeit für eine Gruppentherapie
- Akute Belastungen, in denen individuelle psychosoziale Faktoren berücksichtigt werden müssen
- Komplexe Beschwerdebilder mit vielen Behandlungsbedarfen
- Ausdrücklicher Wunsch nach Einzeltherapie
Die Einzel-Psychotherapie findet in der Beziehung zwischen Therapeutin bzw. Therapeut und Patientin bzw. Patient statt. Die Gespräche sind stets auf den aktuellen Beschwerdekomplex und auf mögliche Lösungsansätze fokussiert. Hierbei kommen allgemeine Gesprächstechniken aber auch spezielle traumatherapeutische oder antidissoziative Techniken oder Interventionen zum Einsatz, z. B. EMDR oder andere Techniken, mit denen belastende Lebensereignisse verarbeitet werden können – oder auch Techniken aus systemischen oder körpertherapeutischen Ansätzen.
Manchmal kann der Einbezug einer nahen Bezugsperson für einzelne Gespräche vereinbart werden.
Störungen in der therapeutischen Beziehung wie Missverständnisse oder Konflikte sollten von beiden Seiten angesprochen und geklärt werden. Manchmal findet sich über die Konfliktklärung ein neuer Zugang zu den bisher besprochenen Themen oder es werden Parallelen sichtbar, die ein Problem verdeutlichen können.
Psychotherapie im Gruppensetting
Der Vorteil einer Gruppentherapie besteht darin, dass Veränderungen in einem sozialen Raum stattfinden, in welchem das eigene Verhalten, das Einnehmen der eigenen Rolle und Reaktionen unmittelbar aus verschiedenen Perspektiven zurückgemeldet und weiter besprochen werden kann. Voraussetzung für eine gelingende Zusammenarbeit ist dabei eine vertrauensvolle Beziehung der Gruppenmitglieder untereinander, dazu werden Gruppenregeln vereinbart.
Die Gespräche verlaufen lösungsorientiert. Auch hier kann die Therapeutin oder der Therapeut verschiedene Methoden einbringen und anbieten, z. B. ein Rollenspiel oder systemische Ansätze wie Aufstellungen.
Vor der Integration in eine Gruppentherapie werden zunächst ein oder mehrere Einzelgespräch(e) geführt, um zu prüfen, ob eine Indikation dafür besteht und auch, damit die spezifische individuelle Problemlage therapeutischerseits bekannt ist.
In manchen Fällen können auch parallel Einzel- und Gruppentherapien durchgeführt werden.
Die Spezialform einer Gruppentherapie ist die sogenannte Indikativgruppe. Dazu finden sich mehrere Gruppenteilnehmer und -teilnehmerinnen zu einem spezifischen Thema zusammen, zum Bespiel zum Thema Essstörungen oder zum Training sozialer Kompetenzen oder anderer Fertigkeiten. Eine spezielle Indikativgruppe, die in unserem MVZ angeboten wird, ist das Fertigkeitentraining für Patientinnen und Patienten mit Dissoziativer Identitätsstörung.
Ob Gruppen angeboten werden richtet sich nach dem jeweils bestehenden Bedarf und den verfügbaren Valenzen.
Indikationsbereiche
In unserem MVZ mit traumatherapeutischem Schwerpunkt werden im Erwachsenenbereich derzeit grundsätzlich alle Störungsbilder, bis auf ADHS/ADS und psychische Erkrankungen aus dem schizophrenen Spektrum behandelt. Einen besonderen Fokus legen wir auf die Behandlung von Krankheiten, denen belastende Lebensereignisse vorausgingen.
Dies sind im Wesentlichen:
Anpassungsstörung / Akute Belastungsreaktion
Beide Krankheitsbilder werden ausgelöst durch eine aktuelle Belastungssituation, die alltagsnah sein kann wie eine Trennung, ein Todesfall oder Arbeitsplatzverlust oder auch außerordentlicher wie Raubüberfall, schwerer Unfall oder Vergewaltigung. Es können sehr unterschiedliche Symptome damit verbunden sein, zum Beispiel Schlafstörungen, Ängste, Rückzugsverhalten. In der Behandlung geht es zunächst um das Herstellen von äußerer Sicherheit und einem inneren Sicherheitserleben. Danach kann je nachdem eine Verarbeitung des Ereignisses notwendig sein oder eine Behandlung der Folgen der Belastung.
Posttraumatische Belastungsstörung
Diese Erkrankung entsteht in der Folge von belastenden Lebensereignissen, die schon länger zurückliegen – teilweise sogar schon sehr lange zurück. Die Betroffenen leiden unter wiederkehrenden Erinnerungen und Gefühlszuständen, an erhöhter Anspannung und an Vermeidungsreaktionen. Je nachdem, wie chronifiziert die Erkrankung ist, können mehrere Komorbiditäten vorliegen, zum Beispiel kann sich im Laufe der Zeit eine Depression oder Angsterkrankung dazu gesellt haben. Insbesondere wenn Belastungen zu einem biographisch frühen Zeitpunkt stattgefunden haben, bestehen Probleme auch in anderen Lebensbereichen wie zwischenmenschlichen Beziehungen und dem eigenen Selbstbild.
Die Behandlung zielt zunächst auf das Symptomanagement sowie die psychische, körperliche und soziale Stabilisierung ab, später kommen traumabearbeitende Techniken zum Einsatz. Parallel müssen häufig die Begleiterkrankungen und -probleme ebenfalls in den Fokus genommen werden.
Dissoziative Störungen / Dissoziative Identitätsstörung
Bei manchen Menschen überwiegen dissoziative Symptome die Symptome des Wiedererinnerns nach belastenden Lebensereignissen. Dazu gehören zum Beispiel Entfremdungserlebnisse, dissoziative Amnesien, dissoziative somatoforme Funktionsstörungen (wie Lähmung eines Arms oder Verkrampfen eines Fußes) oder auch das Vorhandensein unterschiedlicher Persönlichkeitszustände mit Kontrollverlusten (wie Stimmenhören oder das „Verlieren“ von Zeit). Viele dissoziative Störungen werden ebenfalls mit traumatherapeutischen Methoden behandelt, es bedarf hier aber vorher eines Managements der dissoziativen Reaktionen und einer Einordnung derselben. Manche dissoziativen Symptome treten auch in Zusammenhang von ausgeprägten inneren Ambivalenzen auf.